Autismus - 
Im Spektrum und berufstätig

Spannungsfeld "Asperger" Autismus und Berufstätigkeit

Autismus ist ein großes Spektrum mit vielen unterschiedlichen Lebenswelten. Als "Asperger" Autist (Asperger - alte Bezeichnung, die in der Diskussion steht) möchte ich daher auf "meinen" Bereich fokussieren. Dazu gehört auch meine Berufstätigkeit und den Blick, den die Gesellschaft häufig auf mich wirft, wenn das Thema Autismus aufkommt.

Welche Fragen stellen sich?

  • Was bedeutet es in einer Gesellschaft zu leben und zu arbeiten, die auf die Bedürfnisse anderer ausgerichtet ist? 
  • Wie berührt Autismus unser Arbeitsleben?
  • Was bedeutet Diversity für uns? 
  • Werden unsere Fragen und Antworten wahrgenommen? 
  • Wie offen können wir sein, ohne unseren Job zu gefährden? 
  • Wie sichtbar sind wir mit unseren Potentialen und Ansprüche?
  • Wie oft spricht man über uns, statt uns zuzuhören?

Forschung
 

Regelmäßig erscheinen neue Forschungsergebnisse zum Thema Autismus, die sich leider nicht im Wissen in unserer Gesellschaft wiederfinden. Viele Informationen erreichen das breite Spektrum der Autist*innen und deren Umfeld nicht, da sie den wissenschaftlichen Forschungsraum nicht verlassen. 

Die Verbreitung moderner Forschungsergebnisse, eine engagierte und an uns ausgerichtete Wissenschaft sowie ein starkes Selbstbewusstsein sind wichtig, um uns in unserer Gesellschaft neu zu positionieren. Sie gegen uns den Freiraum, den wir brauchen, um unsere tatsächlichen Potentiale voll auszuschöpfen.

Autismus und Beruf

Zu viele Unternehmen wissen nicht um die Fähigkeiten und Bedürfnisse autistischer Mitarbeiter*innen. So bleibt der Gewinn, den wir leisten können, unerkannt und ungenutzt. 

Unsicherheiten sind auf beiden Seiten zu verorten, von autistischen Mitarbeiter*innen und von HR/People and Culture. Doch können sie die autistische Culture (er)kennen und in ihren ganzen Bandbreite wertschätzen, wenn wir "unsere Kultur" nicht vermitteln?

Wie kann ein für uns barrierearmer Bewerbungsprozess ablaufen? Wie sollte das on boarding aussehen? Es wird Zeit, dass wir gemeinsam an neuen Wegen arbeiten.

 

Autistische Bezeichnungen im beruflichen und sozialen Kontext

Worte haben Wirkung

Im medizinischen Kontext wird Autismus als ASS Autismus Spektrum Störung bezeichnet. Doch sollten Sie dies nicht im beruflichen Kontext benutzen:

In dem Moment, in dem Sie autistische Mitarbeiter*innen, als Menschen mit einer AS Störung labeln, stoßen Sie möglicherweise eine - ggf. auch unbewusste - Bewertung an. Dies führt dazu, dass das Handeln unter dem Begriff, "Person mit einer Störung" gelesen wird. Es geht nicht mehr nur darum, was die jeweilige einzelne Person tut, sondern wer es tut.

Bedenken Sie, dass Sie mit dem Label "AS-Störung" dem "Ungestörten" qua Wort eine gewisse Machtstellung geben, die Handlungen des "Gestörten" zu bewerten und sogar animieren, aktiv einzugreifen. Er/Sie empfindet vielleicht dadurch die Berechtigung zu intervenieren. Sie nehmen den/die Autist*in heraus aus einer Gruppe und verschieben ihn in einen medizinisch/psychologischen Kontext. Natürlich haben Autist*innen eigene Ansprüche und Wünsche - dies gilt aber für jede/n Mitarbeiter*in. Wir brauchen ein Umfeld, dass allen gerecht wird, denn wir interagieren auf Augenhöhe. 

Wortwahl im Unternehmen - Kompetenz zeigen

Zeigen Sie mit einer durchdachten Wortwahl Ihre  Kompetenz und Wertschätzung. Ihnen stehen verschiedene nicht-wertende Bezeichnung zur Verfügung: "im Spektrum", "Autismus Spektrum" oder "Autismus Spektrum Kondition. Umfragen zufolge bevorzugen Autist*innen die "indentity first" Variante: autistische Kolleg*innen statt Kolleg*innen mit Autismus.  

Sprechen Sie mit der Person und fragen nach seinen Wünschen. Üben Sie keinen Druck aus und fragen in ruhiger Atmosphäre:  Vielleicht weiß er/sie noch nichts von dieser Diskussion und möchte sich erst in Ruhe eine eigene Meinung bilden. 

 

Autist*in und Selbstbewusstsein

Die Verbreitung moderner Forschungsergebnisse, eine engagierte und an uns ausgerichtete Wissenschaft sowie ein starkes Selbstbewusstsein sind wichtig, um uns in unserer Gesellschaft neu zu positionieren. Sie gegen uns den Freiraum, den wir brauchen, um unsere tatsächlichen Potentiale voll auszuschöpfen.

Unternehmen werden zum ersten Mal auf uns aufmerksam. Wir bieten vielfältige Potentiale, die wir einbringen können. Doch dazu bedarf es eines selbstbewussten Auftretens.Weg von Problemen, hin zu Potentialen und Chancen.

Bedürfnisse

Wir sind Teil der Gesellschaft. Unsere Bedürfnisse haben Wert aus sich selbst heraus. Wir leben in einer gemeinsamen Welt und diese wollen wir mitgestalten und verbessern

Wie oft scheinen wir uns als "nicht-richtig-passend", als "störend" zu empfinden, weil man uns genau das oft vermittelt. Wir müssen unsere Bedürfnisse wertschätzen, anerkennen und thematisieren.

Inklusion

Wir müssen nicht inkludiert werden, sondern es muss verhindert werden, dass man uns exkludiert, weil unsere Bedürfnisse nicht erkannt und anerkannt werden. 

Unser Umgang und unsere Bewertung von Reizen ist anders. Doch dieser andere Umgang ist stimmig (pun intended) mit unseren Bedürfnissen. Dies müssen wir vermitteln. 

Selbstbewusst

Wir brauchen ein Selbstbewusstsein, das es uns ermöglicht, den Platz einzunehmen, der uns zusteht. 

Dazu müssen wir uns finden, erkennen und unsere Bedürfnisse klar äußern. 

Und wir müssen diese uns eigenen Bedürfnisse selbst wertschätzen. 

Bezeichnung

Zu diesem gesunden Selbstbewusstsein gehört für mich auch der Hinweis, dass die Bezeichnung ASS - (Autismus Spektrum Störung) im gemeinsamen sozialen Leben für mich nicht gebraucht werden sollte. 

Hier besteht die Möglichkeit, Autist, autistischer Mensch, im Spektrum oder auch Autismus Spektrum Kondition zu nutzen.

Wir sind eine Gemeinschaft:

Nicht-Autist*innen:

So wie Sie sich zu der Person entwickelt haben, die sie jetzt sind, bin auch ich mehr als nur Autist X, mehr als die Summe meiner Teile. 

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich aufmachen, um autistisches Denken kennenzulernen. 

Lassen Sie uns gemeinsam an einer Zukunft arbeiten, die uns allen gerecht wird.

"Verdachts-autist*innen":

Trauen Sie sich, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Entscheiden Sie, ob Sie eine Diagnostik anstreben wollen. Für mich war es in der Auseinandersetzung mit mir selbst eine große Hilfe. Es ergab sich Aha-Erlebnissen, die mich weitergebracht haben. 

Für Sie selbst, sollte es bei der Entscheidung Diagnostik nur eine Richtlinie geben: Was tut Ihnen gut? Egal, für welchen Weg sie sich entscheiden: Lassen Sie sich niemals in Ihrer Selbstliebe durch das Wort Störung beeinflussen. 

Autist*innen:
 

Diese Seite beschäftigt sich mit dem Thema Autismus und Berufstätigkeit aus meiner persönlichen Sicht.

 Natürlich kann dies von Ihren Einschätzungen und Bewertungen abweichen. Gerne nehme ich Sichtweisen anderer Autist*innen auf. Falls Sie Diskussionsbedarf sehen, schreiben Sie mir.

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Die Seite ist erkennbar noch im Aufbau und wird über die nächsten Monate mit Texten, Studien, Interviews und Artikeln gefüllt werden. Schon jetzt habe ich Zusagen von Fachleuten, die ich in nächster Zeit zu ihrer Sicht befragen werde.

Ich kann heute nur darum bitten, zu einem späteren Zeitpunkt nochmals wieder auf diese Seite zu kommen und mir die Zeit zu geben, nach und nach Texte zu erstellen.